NL 2025_2 Pflegende Angehörige
Kanton Solothurn regelt Praxis mit pflegenden Angehörigen neu
Die Solothurner Zeitung berichtete am 2. September 2025 über den Regierungsratsentscheid zur Anstellung pflegender Angehöriger bei privaten Spitex Organisationen. Der Kanton hat die bisherigen Regelungen angepasst und ein neues Tarifsystem eingeführt.
Bislang konnten Angehörige, die Eltern oder Partner pflegen, bei privaten Spitex Organisationen angestellt werden. Abgerechnet wurde zu den offiziellen Spitex-Tarifen – auch ohne Fachausbildung, sofern ein SRK-Pflegehelferkurs absolviert war. Private Firmen zahlten den Angehörigen Stundenlöhne zwischen 30 und 40 Franken, während sie selbst den vollen Tarif von über 90 Franken pro Stunde verrechneten. Daraus entwickelte sich ein Geschäftsmodell, das zunehmend in die Kritik geriet.
Der Regierungsrat anerkennt zwar, dass pflegende Angehörige einen wichtigen Beitrag leisten und die professionelle Spitex entlasten. Der Handlungsspielraum ist allerdings beschränkt, da nur der Gemeindeanteil am Tarif angepasst werden kann.
Gleichzeitig betont er aber, dass für Angehörige tiefere Kosten anfallen: Es entstehen weder Wegpauschalen noch Leerzeiten, und auch die Weiterbildungskosten bleiben geringer. Deshalb hat der Kanton ab 2026 einen eigenen, tieferen Tarif von CHF 7.35 für Behandlungspflege und CHF 10.63 für Grundpflege eingeführt.
Erstmals liegen nun auch Zahlen zur Verbreitung dieses Modells vor. Allein zwischen Januar und Mai 2025 wurden 43’800 Pflegestunden von pflegenden Angehörigen abgerechnet – das entspricht rund 15 Prozent aller Spitex-Stunden im Kanton. Die Kosten beliefen sich auf vier Millionen Franken, wovon 1,2 Millionen zulasten der Gemeinden gingen. Hochgerechnet auf ein Jahr ergibt sich ein Aufwand von fast zehn Millionen Franken. Auffällig ist zudem, dass sämtliche pflegenden Angehörigen ausschliesslich von privaten Spitex Organisationen angestellt wurden – keine von öffentlichen.
Die Regierung zieht damit eine klare Linie: Pflegende Angehörige bleiben ein zentraler Pfeiler in der Versorgung, doch die bestehenden Abrechnungsmodelle sollen transparenter und fairer gestaltet werden. Mit den neuen Tarifen will der Kanton die Kostenentwicklung bremsen und die Abgrenzung zu privaten Geschäftsinteressen schärfen.